Gut besucht war der von den Eiterfelder und Hünfelder Grünen organisierte Informations- und Diskussionsabend unter der Fragestellung „Welche Landwirtschaft soll uns ernähren?“ am Freitag letzter Woche im Kolpinghaus in Hünfeld.
Martin Häusling (MdEP) griff gleich zu Beginn die dramatische Situation in der Ukraine, ausgelöst durch den Angriffskrieg von Putin, auf und wies auf die schwerwiegenden Folgen für den Agrarsektor in der Ukraine hin, der dort und global die Nahrungssicherung zusätzlich gefährdet.
Die Krise erfordere ein Überdenken der derzeitigen Modelle für Lebensmittelproduktion und –verbrauch.
Häusling hinterfragte auch die Effizienz unseres Umgangs mit Ressourcen mit Blick auf Düngemittel und die ineffiziente massive Verwendung von Lebensmitteln für Futtermittel sowie den Einsatz von landwirtschaftlichen Produkten zur Erzeugung von Agrokraftstoffen wie z.B. Biodiesel.
Die hierzu in der aktuellen Diskussion erhobene Forderung alle Brachflächen der EU wieder in Produktion zu nehmen, hält Häusling für nicht zielführend. Diese Maßnahme würde die Getreideproduktion um nur 4,4 % erhöhen, das entspräche nur 0,4 % der weltweiten Produktion. Außerdem hieße das die Klima- und Artenkrise noch zu befeuern. Schon jetzt führe die Übernutzung bzw. Verschmutzung unserer natürlichen Ressourcen Luft, Wasser, Boden sowie der Verlust an Biologischer Vielfalt direkt und indirekt zu Ertragsausfällen und –einbußen.
Der Europaabgeordnete stellte die Ziele des Green Deals vor: bis 2030 Reduzierung von Pestiziden und Antibiotika um 50 % und 25 % der Agrarfläche sollen ökologisch bewirtschaftet werden. In seinen Ausführungen fragte Häusling auch, ob die in der Europäischen Agrarreform gesetzten Ziele: ‚Klimaschutz und umweltschonende Bewirtschaftungsformen‘ mit den geplanten Maßnahmen erreicht werden können.
Förderung müsse sich an nachhaltigen ökonomischen und ökologischen Zielen orientieren und der Ökolandbau das Leitbild der Agrarförderung sein.
Die Förderung von lokalen, regionalen und innereuropäischen Vermarktungsstrukturen könne zur nachhaltigen Wertschöpfung für Erzeuger und ländliche Regionen werden.
Martin Sudbrock, Leiter des Landwirtschaftsamtes Fulda, stellte im Überblick die Auswirkungen der Reformen für die Landwirte dar und berichtete ausführlich über die zur Zeit laufenden Arbeiten zur praktischen Umsetzung der GAP. Er erläuterte die geplanten Unterstützungsmaßnahmen für Landwirte künftige staatliche Unterstützung Maßnahmen zu beantragen und für sich zu optimieren.
Sebastian Schramm, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld, schilderte in seinem Beitrag die aktuelle Kosten-und die Einnahmesituation der Landwirte. Schramm betonte auch die zentrale Rolle der Verbraucher, indem er pragmatisch formulierte: ‚Die Landwirtschaft schiebt die Produkte im Regal nach, die vorne herausgenommen werden. Jeder Kauf ist eine Abstimmung“ und forderte mehr regional und saisonal einzukaufen.
Er wies darauf hin, dass der Kreis Fulda über viele gut ausgebildete und motivierte Landwirte verfügt, die an der Lösung der Aufgaben, die an die Landwirtschaft gestellt werden, mitarbeiten.
Im Anschluss an die Expertenvorträge kamen die Besucher, die zahlreich erschienen waren und zu denen auch die Grünen Landtagsabgeordneten Silvia Brünnel (MdL) und Markus Hofmann (MdL) zählten, zu Wort. Auch sie sahen die Verbraucher in einer verantwortlichen Rolle beim Thema Lebensmittelsicherheit.
Das zeigten die zahlreichen Zuschauerbeiträge, die sich um die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse drehten. Insbesondere der niedrige Fleischpreis wurde kritisiert und der immer noch zu hohe Fleischkonsum mit der Frage: ‚Müssen wir jeden Tag Fleisch und Wurst essen?‘ thematisiert. Die skandalöse Lebensmittelverschwendung -30 % der erzeugten Lebensmittel landen im Müll- war weiter Gegenstand der lebhaften Diskussion.