Grüne fordern Workshop „Ideenwerkstatt Kaufhof/Kerber“


Ein Neues Konzept für Fuldas Mitte

Die Fraktion der Grünen im Fuldaer Stadtschloss fordert nach den jüngsten Beratungen im Bauausschuss und der dort beschlossenen Veränderungssperre unverzüglich über ein neues Konzept für Nutzung des ehemaligen Kaufhofes nachzudenken. Die beschlossene Veränderungssperre ist ein erster wichtiger Schritt. Nun muss der zweite Schritt folgen.

Die Grünen sprechen sich im Fall eines Verkaufs der Immobilie für ein Vorverkaufsrecht der Stadt aus. In dieser Auffassung werden sie von Burkhard Jung, Städtetags-Präsident und OB von Leipzig unterstützt. Auch er fordert mehr Möglichkeiten der Kommunen zum vorübergehenden Erwerb von städtebaulich relevanten Schlüsselimmobilien, zum Beispiel aufgegebenen Kaufhausfilialen.

Zur breiten Diskussion fordern die Grünen die Einsetzung eines Workshops „Ideenwerkstatt Kaufhof“. Die ehemalige Stadtbaurätin Cornelia Zuschke hatte bei der Entwicklung der südlichen Innenstadt mit dem damaligen Workshop gezeigt, wie unter Beteiligung aller Akteure (Politik, Wirtschaft, Eigentümer, Städteplaner, Handel, Kulturinitiativen etc.) ein gutes neues Handlungs- und Nutzungskonzept zu verwirklichen.

Mit der Situation eines leerstehenden Kaufhauses in der Innenstadt steht Fulda nicht allein. Damit müssen sich auch viele andere mit Fulda vergleichbare Städte auseinandersetzen.

Für ein erfolgreiches Konzept ist es nach der Überzeugung der Grünen wichtig, nicht nur auf eine Art Nutzung zu setzen. Die Grünen denken dabei an ein nachhaltiges Zentrum mit einer Mischung aus Lifestyle, Handel, Arbeit, Kultur und Begegnung. Ein solches Zentrum böte möglicherweise auch Platz für eine Kleinmarkthalle mit regionaler Feinkost.

Im Besondern sind die Innenstädte von Verödung betroffen, welche immer nur auf eine oder zwei Nutzungen setzen, wie Shopping oder Büros. Nach einer Faustregel unter modernen Städteplanern sei ein Ort aber besonders dann interessant, wenn er zehn verschiedene Nutzungsarten ermögliche. Nur auf das große Einkaufszentrum als Anziehungspunkt zu setzen, sei ein ziemlich großes Risiko und nicht zukunftsträchtig.

Beispiele für solche neuen Konzepte gibt es bereits.

Ein Konzept, das die Menschen wieder in die Innenstädte locken soll, entsteht derzeit in Oldenburg. Das Core, zu Deutsch also der Kern, will neue Arbeitskonzepte mit Lifestyle und Gastronomie verbinden. Auf der Fläche eines ehemaligen Einkaufszentrums werden verschiedene Themen zusammenkommen, die eine Stadt ausmachen. Das Leben soll hier gebündelt werden. Im Erdgeschoss wird ein Food-Court mit Essensständen entstehen. Man kann hier also einfach Essen und Trinken und Zeit verbringen und im Obergeschoss wird gearbeitet. Es gibt Meeting-Räume und frei buchbare Arbeitsplätze.

In unserer unmittelbaren Nachbarstadt Hanau gibt es mit dem „Forum Hanau“ ein ähnliches Projekt. Der Hanauer Oberbürgermeister beschloss als Reaktion auf das leerstehende Kaufhaus Karstadt gemeinsam mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Planern, sogar gleich die gesamte Innenstadt neu zu gestalten. Mit dem „Forum Hanau“ wurde ein „Innenstadtcenter“ errichtet, das architektonisch ansprechend ist und gewerbliche mit öffentlicher Nutzung verbindet. Neben den Ladengeschäften sind unter anderem die Stadtbibliothek, das Stadtarchiv und ein Medienzentrum integriert. Damit nicht genug. „Es geht um mehr als Einkaufen. Es geht um Wohnen. Es geht auch um Kultur und gastronomische Angebote, die braucht Erlebnisse. Solche Dinge, die unterscheidbar machen von anderen Städten. Denn nicht alles, was umsatzmäßig hoch dreht, ist am Ende ein Gewinn für eine Innenstadt.“
Um diese Ziele zu erreichen wurde in Hanau sogar die gesamte Innenstadt mit einer Vorkaufsrechtsatzung überzogen. Jetzt kann bei jeder Immobilie, die in Hanau weiterveräußert wird, die Stadt schauen kann: Was geschieht mit dieser Immobilie? Was heißt das für das Umfeld? Was sind für Nachnutzungen vorgesehen? Und wenn diese nicht passen, dann zu sagen: Jetzt versuchen wir, hier als Stadt in die Verantwortung zu kommen. Das ist auch ein Hebel, um bestimmte spekulative Dinge herauszunehmen.
Mit dem Vorkaufsrecht will OB Claus Kaminsky Nutzungen ermöglichen, die es auf dem freien Markt schwer hätten. In einem Gebäude, das die Gemeinde erworben hat, vermietet sie das Erdgeschoss zu günstigen Mieten an Jungunternehmer.
„So sollen auch junge UnternehmerInnnen eine Chance kriegen zu testen, ob ihre Marktideen umsetzbar sind.

Ernst Sporer
Für die Fraktion der Grünen im Stadtparlament

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.