Dringender Handlungsbedarf
Der Equal Pay Day am 06. März verdeutlicht die bestehende Einkommenskluft zwischen den Geschlechtern. Im bundesweiten Durchschnitt haben Frauen im Vergleich zu Männern bis zu diesem Tag umsonst gearbeitet. Laut dem letzten Hessischen Lohnatlas beträgt die bereinigte Lohnlücke in Fulda im Jahr 2022 13,1%, was über dem hessischen Durchschnitt von 8,4% liegt. „Besonders alarmierend ist, dass mit steigendem Qualifikationsniveau auch die Lohnungleichheit zunimmt. Hinzu kommt, dass jede zweite Frau in Teilzeit arbeitet, was häufig darauf zurückzuführen ist, dass sie den Großteil der Betreuungsaufgaben in der Familie, den Haushalt sowie die Pflege von Angehörigen übernimmt. Um stereotype Rollenverteilungen aufzubrechen und die Geschlechterunterschiede zu verringern, bedarf es sowohl politischer Weichenstellungen als auch der aktiven Beteiligung jedes Einzelnen – denn Veränderung beginnt in unseren Köpfen“, erklärt Silvia Brünnel, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN Stadtfraktion.
Insbesondere in der Kommunalpolitik sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. Von den 59 Mitgliedern der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung sind lediglich 18 Frauen, d.h. über zwei Drittel der Stadtverordneten sind männlich. „Um politische Gleichberechtigung zu fördern, haben die Grünen das Frauenstatut eingeführt, welches unter anderem vorsieht, dass jeder zweite Listenplatz von einer Frau besetzt wird. Frauen in der Politik tragen maßgeblich dazu bei, mehr frauenpolitische Themen auf die Tagesordnung zu setzen und so die Themen aller Bürger*innen in der politischen Debatte abzubilden“, so Brünnel.
Noch bis zum 10. März findet die Fuldaer Frauenwoche statt, die unter dem diesjährigen Motto „Es läuft – dank Frau!“ steht und eine Vielzahl von Veranstaltungen bietet. Die GRÜNE Stadtfraktion begrüßt zwar dieses Angebot, sieht jedoch auch an verschiedenen Stellen Verbesserungsbedarf. „Einige Veranstaltungen konnotieren einen geschlechtertradierten Beigeschmack. So wird zum Beispiel ein Achtsamkeitskurs für Frauen angeboten, damit sie beim täglichen Jonglieren zwischen Care-Arbeit, Haushalt und Beruf, mehr Zeit für sich selbst finden können. In diesem Kontext wäre es jedoch sinnvoller, einen spezifischen Workshop für Männer anzubieten, um sie für die Notwendigkeit einer gerechten Aufteilung der Sorgearbeit zu sensibilisieren“, betont Silvia Brünnel. „Außerdem reicht eine Frauenwoche im Jahr nicht aus, um tradierte Rollenbilder aufzubrechen. Wir brauchen kontinuierliche Angebote über das gesamte Jahr verteilt. Dafür bedarf es einer besseren Ausstattung des Frauenbüros. Auch wünschen wir uns gezielte Kampagnen der Stadt für mehr Gleichstellung sowie einen Fördertopfes für Empowerment-Projekte“, fordert sie abschließend.