Große Freude über den Erwerb des Grundstücks am Platz der ehemaligen Synagoge und des angrenzenden Gebäudes „Am Stockhaus“ bei der Fuldaer Stadtfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN.
Nach vielen Jahren, in denen wir immer wieder als Fraktion Haushaltsanträge gestellt haben, um diesen Platz und das Gebäude der ehemaligen Synagoge zu kaufen oder wenigstens zu mieten, sind wir nun über den Erwerb äußerst dankbar. Unser Ansinnen war und ist es seit Jahren, einen würdigen Ort des Gedenkens und des Erinnerns im Herzen von Fulda zu schaffen. Im Jahr 2010 wurde ein erster Schritt in die richtige Richtung unternommen, und auf dem Platz, auf dem bis 1938 die Synagoge stand, wurde im Rahmen einer Gedenkfeier eine Art „Wand der Erinnerung“ enthüllt. Schülerinnen und Schüler verlasen die Namen der 252 in Todeslager deportierten Juden. Es war damals der erste Schritt zur Schaffung einer Gedenkstätte. Doch das Umfeld und die weitere Nutzung des Platzes wurden einer würdigen Gedenkstätte in keinem Fall gerecht.
Wer jemals am 9. November bei der Kranzniederlegung am Stockhaus 2 dabei war, weiß, dass dieser Platz in seiner bisherigen Nutzung kein Ort war und ist, der dem Ansinnen vieler Bürger*innen bis zum heutigen Tag entspricht.
Seit vielen Jahren verweisen wir ebenfalls auf unser Anliegen, die Ausstellung von Dr. Imhof dauerhaft in Fulda zu verorten und mit dieser Ausstellung einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur in der Bevölkerung zu leisten – diskutiert wurde die Ausstellung bereits im Zusammenhang mit diesem Ort und wird sicherlich auch in der neuen Debatte um die Gestaltung des Platzes eine Rolle spielen.
Gedenken an die Opfer wahren, Orte der Erinnerung erhalten, um die Auseinandersetzung mit den abscheulichen und menschenverachtenden Verbrechen des NS-Regimes zu ermöglichen. Wir dürfen das Vergessen nicht zulassen, wir sind dafür verantwortlich, würdige Orte des Gedenkens zu schaffen.
Noch können Überlebende des Nationalsozialismus von ihren Erlebnissen persönlich berichten; sie hoffen, dass ihre Kinder und Enkelkinder ihre Geschichte lebendig halten. Die Überlebenden sind die, die nicht nur Zeitzeugen sind, sondern mit ihrer Vergangenheit unsere Herzen berühren – wir brauchen Orte der Begegnung, an denen all das weiter stattfinden kann.
Und wir brauchen diese Orte mitten in unserer Stadt, die Deportationen und das Brennen der Synagogen waren nicht irgendwo in Deutschland, sondern auch hier in Fulda, es waren jüdische Mitbürger*innen, Nachbarn, Freunde, Schulkameraden, die von Fulda aus in Vernichtungslager gebracht wurden – wir brauchen Erinnerung und Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nazi-Regimes. Wir sind dankbar, dass es nun möglich ist, hier einen solchen Ort zu schaffen.
Nun ist es an der Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie das weitere Vorgehen sein sollte. Ein Ort der Erinnerung, ein kultureller Lernort – eine große Aufgabe, die als Grundlage ein tragfähiges architektonisches und pädagogisches Konzept braucht. Wir sprechen uns dafür aus, dass von Seiten der Stadtplanung gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde, mit Historiker*innen, Künstler*innen und erfahrenen Museumspädagogen Kriterien für eine Ausschreibung, einen Architektur-Wettbewerb festgelegt werden.