Nachdenken über Straßennamen

In Hünfeld werden in der kommenden Woche im Haupt- und Finanzausschuss zwei grüne Anträge behandelt. In beiden geht es um den Umgang mit Straßennamen.

Überprüfung problematischer Straßennamen

Der erste Antrag betrifft problematische Straßennamen, bei denen geprüft werden soll, ob diese um Erläuterungen ergänzt oder die Straßen sogar ganz umbenannt werden. Im Fall einer Umbenennung versteht sich von selbst, dass dies für die Anwohner:innen nicht mit Kosten verbunden sein darf.

Bei der Hindenburgallee plädieren wir für eine ergänzende Erläuterung, die klarstellt, dass Hindenburg durch die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler den Nationalsozialisten an die Macht verhalf. Auch der Name der Josef-Magnus-Wehner-Straße soll mindestens um eine Erläuterung ergänzt werden. „Hier könnte man allerdings auch die komplette Umbenennung prüfen“, so Dr. Gunther Mertens. „Denn Josef Magnus Wehner war Nationalsozialist. Er unterzeichnete 1933 das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Hitler, trat im selben Jahr in die NSDAP ein und erhielt eine jährliche Pension von Goebbels. Auch nach dem Krieg blieb er seinen Überzeugungen treu.“

Bei derart belasteten Straßennamen stellen sich sehr grundsätzliche Fragen: Sollen derart belastete Personen heute noch mit einem Straßennamen geehrt werden? Sollen diese Straßen umbenannt oder mit Kommentierungen versehen werden? In Hünfeld hat der öffentliche Diskurs darüber bereits begonnen: die Straßenschilder der Hindenburgallee und der Josef-Magnus-Wehner-Straße wurden Anfang Mai 2025 mit neuen Namen überschrieben.

Die Hindenburg-Allee wurde in Thomas-Mann-Allee „umbenannt“
Die Josef-Magnus-Wehner-Str. in Berthold-Brecht-Str. „umbenannt“

Mehr Frauennamen auf Straßenschildern

Unser zweiter Antrag fordert, bei Straßennamen künftig mindestens die Hälfte der Straßen und Wege nach Frauen zu benennen, sofern Personen für den Namen ausgewählt werden.„Unser erklärtes politisches Ziel ist es, die Anzahl von Straßen und Plätzen, die nach weiblichen Persönlichkeiten benannt sind, zu erhöhen“, so Karin Nerding-Ebert. „Das liegt mir besonders am Herzen, weil Frauen, die Großartiges geleistet haben, endlich in den Mittelpunkt gestellt werden müssen. Wir brauchen viel mehr Sichtbarkeit für Frauen und Wertschätzung für ihre Leistungen – auch im öffentlichen Raum!“

Denn: Frauen machen 51% der deutschen Bevölkerung aus, werden bei der Vergabe von Straßennamen im Durchschnitt aber nur zu 5-10% berücksichtigt.

FOTOS – © Bündnis 90/Die Grünen

01 + 02 Übermalte Straßenschilder in Hünfeld: Die Thomas-Mann-Allee und die Bertolt-Brecht-Straße

03 Zu wenige Hünfelder Straßen tragen Frauennamen: Hier die Helene-Weber-Straße

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